15 Nationen trafen sich in Grenoble zur Europameisterschaft.
Schweizer Teilnehmer waren:
Formel 1: | Beat Jetzer, Lukas Pauli |
Rally: | Mauri Barletta, Tom Knorn |
TW Expert: | Beni Stutz, Alex Tobler |
Stock: | Adrian Meier, Andy Schweizer, Marco Siegenthaler |
Teamleader: | Berni Vogler |
Mechaniker und Begleiter: |
Pia Vogler, Claudia Schmid, Lucie Hirsiger, Philipp Huber, Dirk Stammler, Paul Hofmann, Werner Bötschi, Faedi Tiziano, Albin Zingg, Salvi Maiorana, Christoph Schweizer |
Die Anreise nach Grenoble wurde individuell von jedem Teilnehmer unter die Räder genommen. So traf man sich am Donnerstagabend im Hotel zum gemeinsamen Nachtessen. Am Donnerstag regenete es noch in Strömen, aber ab Freitag war das Wetter ideal zum "Chäräle".
Am Freitag war dann Training angesagt.
Wir bezogen unsere Schrauberplätze, welche mit einer schönen Schweizer
Fahne geschmückt waren. Die Piste war riesig gross und wird unter anderem
auch für 1:5 Rennen verwendet.
Um 9.00 Uhr begann dann das Training, noch mit den eigenen Motoren und Akkus.
Für die Rally-Piloten stand eine separate Strecke zur Verfügung. Diese
war allerdings wegen der grossen Feuchte am Freitag noch gesperrt. Im Training
ist es jeweils schwierig abzuschätzen, ob die Gegner überlegen sind
oder nicht, da ja jeder immer noch sein eigenes Material verwendet.
Am Samstag stieg dann die Nervosität.
Die ersten 4 Quali-Läufe standen auf dem Programm. Alle Fahrer erhielten
separate Akkus und ausser den TW Expert-Fahrern erhielten alle Piloten noch
Motoren ausgehändigt.
Unser beiden Formel 1-Fahrer Beat Jetzer und Lukas Pauli mussten mit
dem neuen Chassis F-201 fahren. Man hatte aber das Gefühl, dass generell
alle Piloten gut zurecht kamen. Beat und Lukas waren in den ersten 3 Läufen
im guten Mittelfeld platziert. Beat gelang im 4. Quali-Lauf ein Rieseneffort
und er fuhr auf den phantastischen 7. Platz vor.
Die Rally-Fahrer Mauri Barletta und Tom Knorn konnten endlich auf der
für diese Kategorie vorgesehenen Offroad-Piste fahren. Die Piste wurde
jeweils nachts mit Plastik zugedeckt und sie war in einem perfekten Zustand.
Beide fuhren den ganzen Tag unter den 10 besten Fahrern mit.
Die Tourenwagen Expert-Fahrer Beni Stutz und Alex Tobler starteten verhalten,
steigerten sich aber von Lauf zu Lauf. Die Pole wechselte sich immer wieder
zwischen dem Deutschen Donath und unseren beiden Schweizern ab.
Unsere Tourenwagen Stock-Piloten Adrian Meier, Andy Schweizer und der
Junior Marco Siegenthaler fuhren unterschiedliche Zeiten. Nachdem sich Adrian
und Marco so mit Plätzen um den 15. Rang begnügen mussten, fuhr Andy
zu Beginn auf Platz 1 vor den drei Deutschen. Doch keine Euphorie, denn das
kennen wir alles noch von Madrid her. "Brutal" ist, dass man am Samstagabend
noch nicht genau weiss, ob man seinen Platz behalten wird, da der letzte Quali-Lauf
erst am Sonntag gefahren wird. Ob da manch einer eine unruhige Nacht hat?
Am Abend fand dann noch die Drivers-Party statt.
Am Sonntag wurde der 5. und alles entscheidende Quali-Lauf gefahren. Da bereits schon herbstliche Termperaturen zu verzeichnen waren, wurde aber kaum ein Fahrer mehr schneller. Grosser Pechvogel im Schweizer Team war Mauri Barletta, der die Qualifikation für das A-Finale um ganze 35 Tausendstel!! verpasste. Aber dennoch konnten die Schweizer auf eine hervorragende Quali zurückblicken, waren doch 5 der 9 Piloten im A-Finale. Und dazu kommt noch:
Zwei Pole-Positions für unsere PS93-Piloten Alex Tobler und Andy Schweizer !!!
Die Finalläufe wurden dann nach einem Trainingslauf gestartet. Bereits dort konnte man seine Finalgegner beschnuppern und seine eisernen Nerven testen.
Tourenwagen Expert
Hier war ganz klar ein Kampf Deutschland - Schweiz angesagt. Alle vier Fahrer
starteten aus den vier ersten Positionen. Alex und Beni hatten dank ihren Top-Mechanikern
Philipp Huber und Dirk Stammler sehr schnelle Autos. Im ersten Final führte
Alex lange Zeit das Feld an. Von einem Fahrfehler konnte dann der Deutsche Christian
Donath profitieren und gewann den ersten Finallauf. Im zweiten Final überholte
Christian Donath Alex in der ersten Kurve gleich nach dem Start. Der Deutsche
fuhr ohne einen einzigen Fehler und war somit bereits vor dem 3. Lauf Europameister.
Aber auch unsere Schweizer hielten mit und Alex konnte so den 3. Final für
sich entscheiden und sicherte sich damit den Vize-Europameister vor dem Deutschen
Markus Fritz. Beni hätte es auch verdient, am Schluss weiter vorne platziert
zu sein. Aber in einem Rennen auf so hohem Niveau muss auch das Glück teilweise
noch stimmen. Beni wurde guter 5. hinter dem Italiener Frederico Sala, der sich
noch unter die vier Spitzenfahrer mogeln konnte. Diese Finalläufe waren
für die Zuschauer eine Augenweide. Harte und faire Positionskämpfe.
Das war Werbung der Spitzenklasse für unser Hobby!!
Tourenwagen Stock
Auch hier war ein Kampf Deutschland - Schweiz angesagt, allerdings nicht
2 gegen 2 sondern 3 gegen einen. Andy hatte alle drei deutschen Fahrer im Nacken.
Den ersten Final entschied Andy für sich vor dem 12-jährigen!! Deutschen
Christian Walkenhorst. Den zweiten Final haben Andy und ich verschlafen und
das ausgerechnet an einer Euro!! Wir waren der Meinung, dass vor uns noch der
C-Final TW Expert gestartet wird, aber dieser wird nur einmal ausgetragen. Den
zweiten Final gewann der Deutsche Christian Kunzi. Im dritten Final waren wir
dann rechtzeitig am Start! Andy wurde wieder von der deutschen Dreierkette gejagt
und beging einen Fahrfehler und fiel auf Platz 5 zurück. Der Deutsche Kunzi
übernahm die Führung. Andy war jetzt in seiner geliebten Position
als Jäger. Zwei Runden vor Schluss war er am Deutschen dran und eine Runde
und zwei Kurven vor Schluss beging der Deutsche einen Fahrfehler. Andy zog vorbei
und fuhr den Sieg und den Europameistertitel sicher nach Hause. Die Ueberraschung
war perfekt.
Aber auch unsere B-Finalisten Adrian und Marco wollten nochmals alles geben.
Und vor allem Marco tat dies. Der kleine Mann katapultierte sich mit bestechender
und fehlerfreier Fahrweise auf den hervorragenden 13. Schlussrang und auf den
3. Platz in der Juniorenwertung. Adrian, unserem Schweizer Meister, lief es
das ganze Wochenende nicht rund. Er belegte schlussendlich den 16. Schlussrang.
Formel 1
In dieser Klasse waren dann die Nationen an der Spitze gemischt. Ein Belgier,
ein Deutscher und ein Oesterreicher belegten die vorderen Plätze und dominierten
alle Finalläufe. Ich vermute, dass sehr viele Fahrer das neue F-201-Chassis
kaum einmal in einem Rennen erprobt hatten. Aber in Grenoble konnten einige
Skeptiker davon überzeugt werden, dass das neue Chassis wahrscheinlich
doch wieder Anhänger gefunden hat oder finden wird und somit das Weiterbestehen
dieser Klasse gewährleistet ist.
Auch in dieser Klasse sah man spannende Kämpfe um die vorderen Positionen.
Auch unsere beiden Schweizer Beat und Lukas hatten die Autos allmählich
im Griff und können bereits am 1. SM-Lauf von ihrer Erfahrung profitieren.
Der deutsche Ronald Völker gewann den ersten Final vor dem Oesterreicher
Oliver Grimm und dem Belgier David Joos. Im zweiten Final lieferten sich der
Deutsche und der Belgier ein fünfminütiges Kopf an Kopf Rennen, welches
David Joos mit minimem Vorsprung gewann. Den alles entscheidenden dritten Lauf
gewann wiederum der Belgier und zwar mit grossem Vorsprung, da sich der Deutsche
und der Oesterreicher pausenlos attackierten. Somit war David Joos Europameister
vor Ronald Völker und Oliver Grimm.
Unsere Schweizer zeigten eine sehr gute Leistung. Beat wurde 10. und Lukas 18.
Rally
In dieser Kategorie hatten für einmal andere Nationen die vordersten
Startplätze reserviert und zwar zwei Engländer vor einem Franzosen.
Die Piste war auch am Finaltag in ausgezeichnetem Zustand. Für die Zuschauer
war es ein echtes Spektakel, wie die Autos über die Strecke drifteten und
dabei noch die ganze Strecke in einen Staubmantel legten.
Die beiden Engländer dominierten diese Kategorie in allen Belangen. Europameister
wurde Marc Puddle vor Paul Woodhams und dem deutschen Rino Vogna. Leider konnten
unsere beiden Schweizer Piloten ihre Plätze aus den Quali-Läufen nicht
ganz verteidigen. Diverse Defekte waren zu verzeichnen. Die Fahrweise einzelner
Piloten war nicht gerade zimperlich. Dennoch erreichte Tom den 10. und Mauri
den 15. Platz.
Fazit
Die Schweizer waren an dieser EM erfolgreich wie selten zuvor. Auch andere
Nationen haben dies bestätigt. Auch die Stimmung und der Zusammenhalt im
Team war Spitzenklasse. Alle haben mitgeholfen, dass sich der Erfolg eingestellt
hat.
Ein herzliches Dankeschön an alle Fahrer, Mechaniker, Betreuer, Teamleader
Berni und nicht zuletzt an die Firma Arwico, die die Kosten für dieses
Wochenende vollumfänglich übernommen hat.
Andy darf mit mir als Mechaniker im November nach Japan an die Weltmeisterschaft
reisen.
Bericht von Christoph Schweizer, September 2002