Rennbericht zum Tamiya Eurocup in Grenoble (F) 13.-15. September 2002

15 Nationen trafen sich in Grenoble zur Europameisterschaft.

Schweizer Teilnehmer waren:

Formel 1: Beat Jetzer, Lukas Pauli
Rally: Mauri Barletta, Tom Knorn
TW Expert: Beni Stutz, Alex Tobler
Stock: Adrian Meier, Andy Schweizer, Marco Siegenthaler
Teamleader: Berni Vogler
Mechaniker und
Begleiter:
Pia Vogler, Claudia Schmid, Lucie Hirsiger, Philipp Huber, Dirk Stammler, Paul Hofmann, Werner Bötschi, Faedi Tiziano, Albin Zingg, Salvi Maiorana, Christoph Schweizer

Die Anreise nach Grenoble wurde individuell von jedem Teilnehmer unter die Räder genommen. So traf man sich am Donnerstagabend im Hotel zum gemeinsamen Nachtessen. Am Donnerstag regenete es noch in Strömen, aber ab Freitag war das Wetter ideal zum "Chäräle".

Am Freitag war dann Training angesagt. Wir bezogen unsere Schrauberplätze, welche mit einer schönen Schweizer Fahne geschmückt waren. Die Piste war riesig gross und wird unter anderem auch für 1:5 Rennen verwendet.
Um 9.00 Uhr begann dann das Training, noch mit den eigenen Motoren und Akkus. Für die Rally-Piloten stand eine separate Strecke zur Verfügung. Diese war allerdings wegen der grossen Feuchte am Freitag noch gesperrt. Im Training ist es jeweils schwierig abzuschätzen, ob die Gegner überlegen sind oder nicht, da ja jeder immer noch sein eigenes Material verwendet.

Am Samstag stieg dann die Nervosität. Die ersten 4 Quali-Läufe standen auf dem Programm. Alle Fahrer erhielten separate Akkus und ausser den TW Expert-Fahrern erhielten alle Piloten noch Motoren ausgehändigt.
Unser beiden Formel 1-Fahrer Beat Jetzer und Lukas Pauli mussten mit dem neuen Chassis F-201 fahren. Man hatte aber das Gefühl, dass generell alle Piloten gut zurecht kamen. Beat und Lukas waren in den ersten 3 Läufen im guten Mittelfeld platziert. Beat gelang im 4. Quali-Lauf ein Rieseneffort und er fuhr auf den phantastischen 7. Platz vor.
Die Rally-Fahrer Mauri Barletta und Tom Knorn konnten endlich auf der für diese Kategorie vorgesehenen Offroad-Piste fahren. Die Piste wurde jeweils nachts mit Plastik zugedeckt und sie war in einem perfekten Zustand. Beide fuhren den ganzen Tag unter den 10 besten Fahrern mit.
Die Tourenwagen Expert-Fahrer Beni Stutz und Alex Tobler starteten verhalten, steigerten sich aber von Lauf zu Lauf. Die Pole wechselte sich immer wieder zwischen dem Deutschen Donath und unseren beiden Schweizern ab.
Unsere Tourenwagen Stock-Piloten Adrian Meier, Andy Schweizer und der Junior Marco Siegenthaler fuhren unterschiedliche Zeiten. Nachdem sich Adrian und Marco so mit Plätzen um den 15. Rang begnügen mussten, fuhr Andy zu Beginn auf Platz 1 vor den drei Deutschen. Doch keine Euphorie, denn das kennen wir alles noch von Madrid her. "Brutal" ist, dass man am Samstagabend noch nicht genau weiss, ob man seinen Platz behalten wird, da der letzte Quali-Lauf erst am Sonntag gefahren wird. Ob da manch einer eine unruhige Nacht hat?
Am Abend fand dann noch die Drivers-Party statt.

Am Sonntag wurde der 5. und alles entscheidende Quali-Lauf gefahren. Da bereits schon herbstliche Termperaturen zu verzeichnen waren, wurde aber kaum ein Fahrer mehr schneller. Grosser Pechvogel im Schweizer Team war Mauri Barletta, der die Qualifikation für das A-Finale um ganze 35 Tausendstel!! verpasste. Aber dennoch konnten die Schweizer auf eine hervorragende Quali zurückblicken, waren doch 5 der 9 Piloten im A-Finale. Und dazu kommt noch:

Zwei Pole-Positions für unsere PS93-Piloten Alex Tobler und Andy Schweizer !!!

Die Finalläufe wurden dann nach einem Trainingslauf gestartet. Bereits dort konnte man seine Finalgegner beschnuppern und seine eisernen Nerven testen.

Tourenwagen Expert
Hier war ganz klar ein Kampf Deutschland - Schweiz angesagt. Alle vier Fahrer starteten aus den vier ersten Positionen. Alex und Beni hatten dank ihren Top-Mechanikern Philipp Huber und Dirk Stammler sehr schnelle Autos. Im ersten Final führte Alex lange Zeit das Feld an. Von einem Fahrfehler konnte dann der Deutsche Christian Donath profitieren und gewann den ersten Finallauf. Im zweiten Final überholte Christian Donath Alex in der ersten Kurve gleich nach dem Start. Der Deutsche fuhr ohne einen einzigen Fehler und war somit bereits vor dem 3. Lauf Europameister. Aber auch unsere Schweizer hielten mit und Alex konnte so den 3. Final für sich entscheiden und sicherte sich damit den Vize-Europameister vor dem Deutschen Markus Fritz. Beni hätte es auch verdient, am Schluss weiter vorne platziert zu sein. Aber in einem Rennen auf so hohem Niveau muss auch das Glück teilweise noch stimmen. Beni wurde guter 5. hinter dem Italiener Frederico Sala, der sich noch unter die vier Spitzenfahrer mogeln konnte. Diese Finalläufe waren für die Zuschauer eine Augenweide. Harte und faire Positionskämpfe. Das war Werbung der Spitzenklasse für unser Hobby!!

Tourenwagen Stock
Auch hier war ein Kampf Deutschland - Schweiz angesagt, allerdings nicht 2 gegen 2 sondern 3 gegen einen. Andy hatte alle drei deutschen Fahrer im Nacken. Den ersten Final entschied Andy für sich vor dem 12-jährigen!! Deutschen Christian Walkenhorst. Den zweiten Final haben Andy und ich verschlafen und das ausgerechnet an einer Euro!! Wir waren der Meinung, dass vor uns noch der C-Final TW Expert gestartet wird, aber dieser wird nur einmal ausgetragen. Den zweiten Final gewann der Deutsche Christian Kunzi. Im dritten Final waren wir dann rechtzeitig am Start! Andy wurde wieder von der deutschen Dreierkette gejagt und beging einen Fahrfehler und fiel auf Platz 5 zurück. Der Deutsche Kunzi übernahm die Führung. Andy war jetzt in seiner geliebten Position als Jäger. Zwei Runden vor Schluss war er am Deutschen dran und eine Runde und zwei Kurven vor Schluss beging der Deutsche einen Fahrfehler. Andy zog vorbei und fuhr den Sieg und den Europameistertitel sicher nach Hause. Die Ueberraschung war perfekt.
Aber auch unsere B-Finalisten Adrian und Marco wollten nochmals alles geben. Und vor allem Marco tat dies. Der kleine Mann katapultierte sich mit bestechender und fehlerfreier Fahrweise auf den hervorragenden 13. Schlussrang und auf den 3. Platz in der Juniorenwertung. Adrian, unserem Schweizer Meister, lief es das ganze Wochenende nicht rund. Er belegte schlussendlich den 16. Schlussrang.

Formel 1
In dieser Klasse waren dann die Nationen an der Spitze gemischt. Ein Belgier, ein Deutscher und ein Oesterreicher belegten die vorderen Plätze und dominierten alle Finalläufe. Ich vermute, dass sehr viele Fahrer das neue F-201-Chassis kaum einmal in einem Rennen erprobt hatten. Aber in Grenoble konnten einige Skeptiker davon überzeugt werden, dass das neue Chassis wahrscheinlich doch wieder Anhänger gefunden hat oder finden wird und somit das Weiterbestehen dieser Klasse gewährleistet ist.
Auch in dieser Klasse sah man spannende Kämpfe um die vorderen Positionen.
Auch unsere beiden Schweizer Beat und Lukas hatten die Autos allmählich im Griff und können bereits am 1. SM-Lauf von ihrer Erfahrung profitieren.
Der deutsche Ronald Völker gewann den ersten Final vor dem Oesterreicher Oliver Grimm und dem Belgier David Joos. Im zweiten Final lieferten sich der Deutsche und der Belgier ein fünfminütiges Kopf an Kopf Rennen, welches David Joos mit minimem Vorsprung gewann. Den alles entscheidenden dritten Lauf gewann wiederum der Belgier und zwar mit grossem Vorsprung, da sich der Deutsche und der Oesterreicher pausenlos attackierten. Somit war David Joos Europameister vor Ronald Völker und Oliver Grimm.
Unsere Schweizer zeigten eine sehr gute Leistung. Beat wurde 10. und Lukas 18.

Rally
In dieser Kategorie hatten für einmal andere Nationen die vordersten Startplätze reserviert und zwar zwei Engländer vor einem Franzosen. Die Piste war auch am Finaltag in ausgezeichnetem Zustand. Für die Zuschauer war es ein echtes Spektakel, wie die Autos über die Strecke drifteten und dabei noch die ganze Strecke in einen Staubmantel legten.
Die beiden Engländer dominierten diese Kategorie in allen Belangen. Europameister wurde Marc Puddle vor Paul Woodhams und dem deutschen Rino Vogna. Leider konnten unsere beiden Schweizer Piloten ihre Plätze aus den Quali-Läufen nicht ganz verteidigen. Diverse Defekte waren zu verzeichnen. Die Fahrweise einzelner Piloten war nicht gerade zimperlich. Dennoch erreichte Tom den 10. und Mauri den 15. Platz.

Fazit
Die Schweizer waren an dieser EM erfolgreich wie selten zuvor. Auch andere Nationen haben dies bestätigt. Auch die Stimmung und der Zusammenhalt im Team war Spitzenklasse. Alle haben mitgeholfen, dass sich der Erfolg eingestellt hat.
Ein herzliches Dankeschön an alle Fahrer, Mechaniker, Betreuer, Teamleader Berni und nicht zuletzt an die Firma Arwico, die die Kosten für dieses Wochenende vollumfänglich übernommen hat.
Andy darf mit mir als Mechaniker im November nach Japan an die Weltmeisterschaft reisen.

Bericht von Christoph Schweizer, September 2002

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